Freistellung nach Kündigung

Kürzlich erfuhr ich in von einem Kollegen aus meinem Umfeld, dass er aus seiner permanenten Anstellung entlassen und sofort freigestellt wurde. Mit einer Kündigungsfrist von 6 Monaten kann er sich nun Zeit nehmen und sich neu orientieren. Für das Unternehmen bedeutet dies aber, eine Fachkraft noch weitere 6 Monate bezahlen zu müssen, ohne entsprechenden Mehrwert.

Macht dieses Vorgehen wirkliche Sinn?  Hierzu ein paar Gedanken.

 

Was bedeutet Freistellung bei einer Kündigung?

Eine Freistellung im Kontext einer Kündigung bedeutet, dass ein Arbeitnehmer von der Pflicht zur Erbringung seiner Arbeitsleistung befreit wird. Dies geschieht in der Regel, nachdem die Kündigung ausgesprochen wurde, während die vertragliche Kündigungsfrist noch läuft. Der Mitarbeiter bleibt weiterhin angestellt, erhält jedoch in dieser Zeit sein Gehalt ohne aktiv im Betrieb tätig zu sein.

 

Für den Mitarbeiter:

Die Freistellung bietet dem Arbeitnehmer die Möglichkeit, sich während der verbleibenden Kündigungsfrist bereits auf die Suche nach einem neuen Job zu konzentrieren, sich weiterzubilden oder persönliche Angelegenheiten zu regeln. In finanzieller Hinsicht bleibt der Mitarbeiter abgesichert, da er weiterhin sein Gehalt erhält.

 

Für das Unternehmen:

Für das Unternehmen eröffnet die Freistellung die Möglichkeit, den Übergang nach der Kündigung reibungsloser zu gestalten. Es können offene Fragen und Übergaben geklärt werden, ohne dass der Mitarbeiter aktiv im Tagesgeschäft involviert ist. Dies kann dazu beitragen, mögliche Konflikte zu minimieren und einen geordneten Ablauf bis zum Ende des Arbeitsverhältnisses zu gewährleisten.

 

Meine Meinung

Freistellung wurde traditionell bei Arbeitsverhältnissen angewandt, die mit einer gewissen Vertraulichkeit oder sensiblen Informationen verbunden sind. Damit wurde z.B. sichergestellt, dass ein Verkaufsleiter vor Kunden nicht schlecht über seinen Arbeitgeber spricht. Der Mitarbeiter ist weiterhin vertraglich an seine Vertraulichkeit gebunden, ohne aber im Tagesgeschäft involviert zu sein (regelmässige Kontakte zu den Kunden). Inwieweit dies aber auch für Positionen ohne intensiven Kundenkontakt Sinn macht, muss jedes Unternehmen selbst entscheiden.
Auch sollte eine Kündigung immer fair ablaufen. Eine Freistellung suggeriert dem Mitarbeiter, dass das Unternehmen kein Vertrauen mehr hat und an seiner Loyalität zweifelt. Schlimmer noch, an seinem gesetzlich verpflichteten Grundsatz von Treu und Glauben. Wenn ein Mitarbeiter noch am gleichen Tag (ggf. sogar eskortiert) das Unternehmen verlassen muss, hinterlässt dies auch psychologische Spuren.
Dieser negative Eindruck muss unbedingt vermieden werden. Durch eine transparente Kommunikation und klare Absprachen können potenzielle Konflikte vermieden und der Übergang für alle Beteiligten erleichtert (fair) werden.

 

Interim Management und Freistellung

Interim Management zeichnet sich durch einfache Einstellungs- und Abgangsregelungen aus, die im Vergleich zu traditionellen Arbeitsverhältnissen deutlich flexibler sind.
Da Interim Manager für bestimmte Projekte oder Zeiträume eingestellt werden, endet ihre Tätigkeit in der Regel mit dem Abschluss des Projekts. Es entstehen keine langwierigen Kündigungsprozesse oder Freistellungsphasen, was den Ausstieg aus der Zusammenarbeit unkompliziert und kostenoptimiert gestaltet.